Was ist eine Antidekubitusmatratze? Funktion + Vor- & Nachteile

Nicola von GoetzeNicola von Goetze
, aktualisiert am 19. Februar 2023

Ein Dekubitus ist ein Hautschaden, der bei älteren Menschen häufig auftritt. Er entsteht durch Druck, Reibung und Zug, durch die auch eine Verringerung der Durchblutung an der betroffenen Stelle entsteht. Eine passende Matratze kann die Wahrscheinlichkeit der Entstehung eines Dekubitus verringert und den Heilungsprozess durch eine gute Druckentlastung fördern.

In diesem Artikel erfährst du, was eine Antidekubitusmatratze ist, wie sie funktioniert, welche Arten es gibt und was die Vorteile und Nachteile von Antidekubitusmatratzen sind!

Was ist eine Antidekubitusmatratze?

Eine Antidekubitusmatratze ist eine Weichlagerungsmatratze, Wechseldruckmatratze oder Mikrostimulationsmatratze, die für eine besonders gute Druckentlastung sorgt und so einem Dekubitus vorbeugt und die Heilung fördert.

Welche Antidekubitusmatratzen gibt es?

Die Arten der Antidekubitusmatratze sind die Wechseldruckmatratze, die Wechseldruckmatratze mit Warmluftfunktion, die Weichlagerungsmatratze und die Mikrostimulationsmatratze.

Neben diesen speziell für die Dekubitusbehandlung entwickelten Matratzen kann sich abhängig vom Anforderungsprofil der jeweiligen Person auch eine besonders druckentlastende normale Matratze eignen.

Für welche Variante man sich entscheidet, sollte vor dem Kauf unbedingt mit einem Arzt abgeklärt werden, da es bei unterschiedlichen Kombinationen von Erkrankungen unterschiedliche Aspekte gibt, die bei der Matratzenwahl beachtet werden sollten. 

Wie funktioniert eine Antidekubitusmatratze?

Wie eine Antidekubitusmatratze funktioniert, hängt von der Variante ab, für die man sich entscheidet.

Hier ist eine Übersicht über die Funktionsweise der verschiedenen Antidekubitusmatratzen:

  • Wechseldruckmatratzen bestehen aus mehreren mit luftgefüllten Abschnitten, die von einem Gebläse gefüllt und entleert werden. Durch die regelmäßigen Veränderungen der Matratzenhärte in den unterschiedlichen Bereichen ist lastet übermäßiger Druck nie über längere Zeit auf der gleichen Körperstelle.
  • Die Funktionsweise von Wechseldruckmatratzen mit Warmluftfunktion gleicht der Funktion einer normalen Wechseldruckmatratze. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass im Vergleich zur normalen Wechseldruckmatratze zusätzlich warme Luft durch kleine Löcher in die Matratze geleitet wird, um für ein trockenes Schlafklima zu sorgen, welches die Bildung eines Dekubitus unwahrscheinlicher macht. 
  • Die Weichlagerungsmatratze ist üblicherweise entweder eine Viscoschaummatratze oder eine Gelschaummatratze. Die besonders gute Druckentlastung von Viscoschaummatratzen und Gelschaummatratzen entsteht durch die sehr punktelastischen Materialien Viscoschaum und Gelschaum, die sich dem Körper sehr genau anpassen können.
  • Eine Mikrostimulationsmatratze besteht aus mindestens zwei Schichten im Matratzenkern, wobei es sich bei der unteren Schicht um einen Federkern und bei der oberen Schicht häufig um eine Schaumstoffschicht aus Kaltschaum oder Viscoschaum handelt. Die speziellen Federn, die im Federkern verwendet werden, reagieren sehr genau auf Bewegungen und senden Impulse in die Matratze zurück, die regelmäßig für leichte Druckveränderungen sorgen und so einem Dekubitus vorbeugen.

Was sind die Vorteile einer Antidekubitusmatratze? 

Die Vorteile hochwertiger Antidekubitusmatratzen sind ihre sehr gute Druckentlastung, die individuelle Anpassung an den jeweiligen Patienten, das meist geringe Gewicht, die verschiedenen Liegezonen und die Eignung solcher Matratzen zur Dekubitusprophylaxe.

Hier die Vorteile einer Antidekubitusmatratze im Einzelnen:

  • Sehr gute Druckentlastung - Der Aufbau der unterschiedlichen Varianten von Antidekubitusmatratzen ist immer darauf ausgelegt, für eine gute Druckentlastung zu sorgen. Dies ist die wichtigste Maßnahme, um die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Dekubitus zu verringern und den Heilungsprozess zu beschleunigen.
  • Individuell an den Patienten angepasst - Gerade die mit Luft gefüllten Varianten der Antidekubitusmatratze werden häufig individuell an den Patienten angepasst. Dadurch verbessern sich die Liegeeigenschaften der gewählten Matratze noch einmal.
  • Gute Punktelastizität - Viscoschaummatratzen und Gelschaummatratzen weisen eine hervorragende Punktelastizität auf, wodurch sie punktgenau dort nachgeben, wo sie mit Gewicht belastet werden. Dadurch können die einzelnen Körperpartien besser gelagert werden.
  • Häufig 7 oder 9 Liegezonen - Matratzen aus Gelschaum oder Viscoschaum mit 7 oder 9 Liegezonen eignen sich für Dekubitus Patienten häufig, weil die Liegezonen es dem Körper ermöglichen eine ergonomische Liegeposition einzunehmen. Besonders bemerkbar macht sich dies bei Antidekubitusmatratzen in der Seitenlage, wo die Liegezonen es der Schulter und der Hüfte ermöglichen, weiter in die Matratze einzusinken. Druckpunkte werden auf diese Weise minimiert. Besonders geringer Druck wirkt auf die einzelnen Körperteile in der Rückenlage ein, weil das Körpergewicht im Vergleich zur Seitenlage über eine größere Fläche auf die Antidekubitusmatratze übertragen wird.
  • Einfacher Transport durch geringes Gewicht - Die mit Luft gefüllten Wechseldruckmatratzen haben meist ein geringes Gewicht, was den Transport vereinfacht
  • Große Matratzenhöhe - Eine große Matratzenhöhe erhöht meiste Liegekomfort einer Antidekubitusmatratze. Die Matratzenhöhe ist für Dekubitus Betroffene wichtig, weil sehr dünne Matratzen ihre Stützwirkung abhängig vom Gewicht des Schlafenden nicht vollständig entfalten können.
  • Ergonomische Liegeposition durch hervorragende Anpassungsfähigkeit - Da sich Antidekubitusmatratzen hervorragend an den Körper der einzelnen Personen anpassen können, ist die Einnahme einer ergonomischen Liegeposition meist möglich. So werden Schmerzen und Verspannungen vermieden, die durch Fehlhaltungen ausgelöst werden könnten.
  • Für Dekubitusprophylaxe geeignet - Antidekubitusmatratzen sind bereits für die Dekubitusprophylaxe geeignet, da die Wahrscheinlichkeit der Entstehung eines Dekubitus verringert ist, wenn man auf einer besonders druckentlastenden Matratze schläft.
  • Sehr gute Hygiene - Eine sehr gute Hygiene zählt zu den Vorteilen vieler Antidekubitusmatratzen. Bei den traditionellen Matratzenarten wie Viscoschaummatratzen und Gelschaummatratzen gibt es meist einen abnehmbaren Matratzenbezug, der in der Waschmaschine gewaschen werden kann. 

Was sind die Nachteile einer Antidekubitusmatratze? 

Die Nachteile von Antidekubitusmatratzen sind störende Geräusche, die durch teilweise verbaute Gebläse verursacht werden, die geringe Eignung für bestimmte Patienten, die auch an anderen Krankheiten leiden, die bei Wechseldruckmatratzen aufwendige Reinigung und die meist hohen Kosten für Anschaffung, Reparatur und Wartung.

Die sind die Nachteile von Antidekubitusmatratzen im Überblick:

Gebläse, die störende Geräusche verursachen - Das Gebläse von Wechseldruckmatratzen verursacht Geräusche, die von geräuschempfindlichen Menschen als störend empfunden werden können.

Nicht sinnvoll, wenn Patient auch an bestimmten anderen Erkrankungen leidet - Eine stark druckentlastende Matratze ist unter Umständen nicht sinnvoll, wenn der Patient an anderen Erkrankungen leidet. Deswegen sollte man die Wahl einer Matratze bei Dekubitus immer mit einem Arzt absprechen.

Aufblasen der Luftkammern kann bei Wechseldruckmatratzen als störend empfunden werden - Die Luftkammern von Wechseldruckmatratzen werden fortlaufend gefüllt und geleert, um Druckpunkte zu verschieben. Diese ständige leichte Bewegung wird von manchen Personen als unangenehm empfunden.

Die Reinigung von Wechseldruckmatratzen ist aufwendig - Je nach Bauart der Wechseldruckmatratze kann die Reinigung schwierig sein. Viele Wechseldruckmatratzen lassen sich mit einer normalen Wischdesinfektion reinigen.

Hohe Kosten bei Anschaffung Reparatur und Wartung - Da es sich bei Antidekubitusmatratzen häufig um komplexe Systeme handelt, die nicht nur individuell auf die Person abgestimmt werden, sondern auch unter Umständen elektronische Bestandteile wie das Gebläse bei wechseldruckmatratzen enthalten, ist der Preis für Anschaffung Reparatur und Wartung häufig hoch.

Viscoschaummatratzen reagieren auf Wärme - Wenn man sich zur Vorbeugung eines Dekubitus für eine Viscoschaummatratze entscheidet, sollte man wissen dass diese Matratzenart bei Wärmeeinwirkung weicher wird. In kalten Schlafzimmern fühlen sich Viscoschaummatratzen zunächst hart an und werden nur langsam an den Stellen weicher, an denen sie von der Körperwärme aufgewärmt werden.

Was sind die Preise von Antidekubitusmatratzen?

Die Preise und Kosten von Antidekubitusmatratzen liegen meist zwischen 500 und 3000 €. Der Grund für die hohen Kosten sind häufig die individuelle Anpassung und die hochwertigen Materialien, aus denen solche Matratzen bestehen.

Worauf sollte man bei der Wahl einer Antidekubitusmatratze achten? 

Bei der Wahl einer Antidekubitusmatratze sollte man darauf achten, dass sie sehr atmungsaktiv ist, einen zu Körpergewicht und Körpergröße passenden Härtegrad besitzt, im Falle einer Schaumstoffmatratze ein hohes Raumgewicht aufweist und die Einnahme einer ergonomischen Liegeposition möglich ist.

Die Aspekte, auf die man bei der Wahl von Antidekubitusmatratzen achten sollte, im Einzelnen:

  • Anforderungen im Vorfeld mit dem Arzt besprechen - Um keine Fehlentscheidung zu treffen und eine Matratze zu wählen, die die Beschwerden des ganzheitlich betrachteten Körpers insgesamt nicht verschlechtert, sollte man die Matratzenwahl im Vorfeld mit einem Arzt besprechen.
  • Therapieziele sind entscheidend - Das Therapieziel gibt die Anforderungen vor, die die Antidekubitusmatratze erfüllen sollte.
  • Zu Körpergröße und Körpergewicht passender Härtegrad - In den meisten Fällen sollte die Antidekubitusmatratze einen Härtegrad aufweisen, der zu Körpergröße und Körpergewicht passt. Je mehr Körpergewicht auf wenig Körpergröße kommt, desto härter sollte eine Antidekubitusmatratze sein.
  • Hohe Atmungsaktivität sehr wichtig - Eine gute Luftdurchlässigkeit ist bei Antidekubitusmatratzen sehr wichtig, weil sie für ein trockenes Schlafklima sorgt. Da Feuchtigkeit die Wahrscheinlichkeit eines Dekubitus erhöht, ist eine trockene Matratze von größter Wichtigkeit.
  • Einnahme einer ergonomischen Liegeposition möglich - Ob die Liegeposition des auf der Antidekubitusmatratze liegenden ergonomisch ist, erkennt man in Rückenlage daran, dass die Wirbelsäule ihre natürliche S-Form im Liegen beibehält. Liegt der vom Dekubitus Betroffene auf der Seite, sollte die Wirbelsäule von außen betrachtet eine gerade Linie bilden.
  • Ein hohes Raumgewicht - Ein hohes Raumgewicht ist bei Schaumstoffmatratzen wichtig, da es für eine lange Lebensdauer der Matratze sorgt. Es ist ein Zeichen für eine große Menge an Material, die pro Kubikmeter der Matratze verwendet wurde und eine große Dichte des Schaumstoffs.
  • Das passende Schlafklima - Die Antidekubitusmatratze sollte so auf den Schlafenden abgestimmt sein, dass dieser das Schlafklima als angenehm empfindet. Ein zu warmes Schlafklima ist gerade für Dekubitus-Patienten schlecht, weil diese dann mehr in ihre Matratze schwitzen und die Feuchtigkeit erhöht wird, was wiederum die Wahrscheinlichkeit der Dekubitusbildung erhöht.

Wann sollte eine Antidekubitusmatratze verwendet werden?

Eine Antidekubitusmatratze sollte verwendet werden, wenn eine mittlere bis hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass sich ein Dekubitus bilden könnte oder bereits ein Dekubitus vorhanden ist.

Kann man eine Antidekubitusmatratze auf Rezept erhalten?

Ein Arzt kann eine Antidekubitusmatratze auf Rezept verschreiben, wenn er es für wahrscheinlich hält, dass dies die Situation des Betroffenen verbessert oder es im Rahmen der Therapie sinnvoll ist.

Was sind die gängigsten Größen von Antidekubitusmatratzen?

Die gängigste Größe bei Antidekubitusmatratzen ist 90 x 200 cm. Da viele dieser Matratzen nach individuellen Angaben gefertigt werden, sind auch andere Größen wie 100 x 200 cm oder 140 x 200 cm möglich.

Wie lange ist die Lebensdauer einer Antidekubitusmatratze? 

Die Lebensdauer einer Antidekubitusmatratze beträgt bei guter Pflege 7 bis 10 Jahre. Diese Haltbarkeit erreichen Wechseldruckmatratzen nur bei regelmäßiger Wartung. Auch Reparaturen können in diesem Zeitraum vorkommen.

Was ist bei der Pflege einer Antidekubitusmatratze wichtig?

Bei der Pflege einer Antidekubitusmatratze ist vor allem die regelmäßige Reinigung und Wartung der elektronischen Geräte wichtig. Handelt es sich um eine Schaumstoffmatratze, sollte sie drei bis viermal im Jahr gewendet werden und der Matratzenbezug sollte mindestens einmal im Jahr gewaschen werden.

Wie lange ist die Eingewöhnungszeit auf einer Antidekubitusmatratze?

Die Eingewöhnungszeit auf einer Antidekubitusmatratze beträgt meist zwei bis sechs Wochen. Beschwerden in dieser Anfangszeit sind normal, da sich der Körper zunächst an die ungewohnten Liegebedingungen gewöhnen muss. Von der Matratze verursachte Beschwerden sollten nach sechs Wochen spätestens vollständig verschwunden sein, ansonsten kann ein Umtausch der Antidekubitusmatratze notwendig werden.

Welchen Lattenrost kann man bei Antidekubitusmatratzen verwenden? 

Bei Antidekubitusmatratzen kann man häufig einen normalen Lattenrost verwenden, der eine stabile Basis für die Matratze bildet und eine gute Belüftung von unten ermöglicht, die die Trockenheit im Bett erhöht.

Wie kann man einem Dekubitus neben der Verwendung druckentlastender Matratzen vorbeugen?

Man kann einem Dekubitus neben der Verwendung einer Antidekubitusmatratze vorbeugen, indem man regelmäßig die Liegeposition wechselt, den Körper regelmäßig nach Anzeichen eines Dekubitus absucht und schonende Cremes verwendet, die die Haut elastisch halten.

Die vorbeugenden Maßnahmen bei Dekubitus in der Übersicht:

  • Regelmäßig Liegeposition wechseln - Wer regelmäßig seine Liegeposition wechselt, sorgt dafür, dass nie über eine längere Zeit Druck auf die gleiche Körperstelle ausgeübt wird. Man führt manuell das Prinzip der regelmäßigen Druckentlastung durch, was auch die Idee hinter Wechseldruckmatratzen und Mikrostimulationsmatratzen ist.
  • Den Körper regelmäßig nach Anzeichen eines Dekubitus absuchen - Wer seinen Körper regelmäßig nach Anzeichen eines Dekubitus absucht, kann sofort handeln, bevor sich der Dekubitus tatsächlich ausprägt. Findet man eine Hautstelle, die sich verdächtig anfühlt und  die verdächtig aussieht, sollte man vorsichtshalber 48 Stunden keinen Druck auf diese Stelle ausüben.
  • Schonende Cremes verwenden - Körpercremes können helfen, gefährdete Hautabschnitte flexibel zu halten und so die Wahrscheinlichkeit eines Dekubitus zu verringern.

Was sind Alternativen zur Antidekubitusmatratze? 

Alternativ zur Verwendung einer Antidekubitusmatratze kann man auch eine normale Matratzenart wählen. Wenn man nur Probleme mit Dekubitus und keine anderen Krankheiten hat, sollte man vor allem auf einen passenden Härtegrad, eine gute Druckentlastung, eine hervorragende Punktelastizität und zur Körpergröße passende Liegezonen achten.

Das war unser Artikel mit Tipps und Informationen zum Thema: Was ist eine Antidekubitusmatratze? Nun weißt du, worauf du bei der Wahl von Antidekubitusmatratzen achten solltest, was ihre Funktionen, Vorteile und Nachteile sind und kannst nun besser entscheiden, ob eine Antidekubitusmatratze für dich eine gute Wahl ist!

Artikel von
Nicola von Goetze
Nicola beschäftigt sich seit mehr als 10 Jahren mit Matratzen. Als Experte publiziert er auf feines-schlafi.de regelmäßig zu allen Themen rund um die Matratze, um sein Wissen weiterzugeben.

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